Natural Cat Food – Susanne Reinerth

Cover zum Buch "Natural Cat Food" von Susanne Reinerth

Titel: Natural Cat Food – Rohfütterung für Katzen – Ein praktischer Leitfaden

Autorin: Susanne Reinerth

Erscheinungsdatum: 12.08.2008

Seitenzahl: 164 Seiten

Preis: 24,99 €


Wichtige Hinweise:

Mir wurde dieses Buch 2018 von der MuTiG GbR kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Gespräche bezüglich des Inhalts haben zwischen uns nie stattgefunden. Alle Aussagen entsprechen ausschließlich meiner Meinung.


Ich habe die o. g. 1. Auflage als Print vorliegen. In den Angaben zum E-Book steht bei Amazon, dass diese vom 03.02.2011 stammt (und selbst das ist nicht sonderlich aktuell). Unter Auflage ist eine 1 vermerkt. Es besteht dennoch die Möglichkeit, dass die digitale Version des Buches überarbeitet worden ist. Alle Angaben in dieser Rezension beziehen sich auf den Inhalt der 1. Auflage im Print aus dem Jahr 2008. Solltest du eine neuere Version vorliegen haben, prüfe bitte, ob meine Anmerkungen mit den Ausführungen in deinem Buch übereinstimmen oder es Veränderungen gibt.

Ebenso können einige Angaben in der Auflage von 2008 schlicht veraltet und mittlerweile in einer neueren korrigiert worden sein. Ich werde sie hier dennoch anmerken, da ich nicht weiß, ob es Überarbeitungen gegeben hat.


Dieses Buch richtet sich an Einsteiger_innen. Es wird auf verständliche Weise dargestellt, ohne übermäßige Verwendung von Fachtermini, was Katzen benötigen und wie das Futter zusammengesetzt sein sollte.


Die Lesenden erhalten eine kleine Einführung, wieso Rohfütterung für Katzen besonders geeignet ist, zur Anatomie und Physiologie und natürlichen Ernährungsweise der Katze, bevor es nahtlos in die Erklärung der Nährstoffe übergeht. Anschließend werden Fleischsorten im Einzelnen aufgeschlüsselt, der Umgang mit Fleisch und Supplementen und der Zubereitung besprochen, bevor sich die Autorin der Berechnung von Rezepten widmet und Besonderheiten wie Krankheiten kurz anreißt.


Aufbau und Darstellung:


Der Aufbau des Buches ist überwiegend lesefreundlich. Nur auf den Seiten, die die Futterberechnungen beispielhaft darstellen (S. 115 – 126), ist das Lesen aufgrund zu geringer Zeilenabstände stark erschwert.


Positive Aspekte:


Gleich zu Beginn wird darauf hingewiesen, dass Hunde- und Katzenernährung sich unterscheiden (S. 11).


Im Abschnitt über die Anatomie und Physiologie der Katze (S. 20 – 24) wird aufgeschlüsselt, wieso Fleisch (selbstverständlich durch Supplementierung zu Barf aufgewertet) und nicht Kohlenhydrate die natürlichste Ernährung für Katzen ist.


Das Buch lässt sich fließend lesen, da es nicht durch unbekannte Fachbegriffe ständig aus dem Lesefluss reißt.


Negative Aspekte:


Darstellung, als wäre die Herangehensweise des Buches die einzig richtige

Immer wieder wird betont, dass „die Ernährung mit Natural Cat Food die beste und gesündeste Form der Katzenernährung“ ist (S. 14). Diese Formulierung mit der beständigen Erwähnung von „Natural Cat Food“ – wie der Titel des Buches – zieht sich durch das gesamte Buch (weitere Beispiele: S. 24, 26, 34, 35, 36, 47, 64, 73, 84, 101, 127, 135, 146, 147, 148, 155).

Dies stimmt aber nicht, zumal die Autorin im Buch auch gelegentlich erwähnt, dass es nicht die eine einzige Herangehensweise gibt. Dennoch suggeriert diese Formulierung genau dies.


Erhobener Zeigefinger

Ebenfalls drängt sich mir in dem Buch der erhobene Zeigefinger auf, nur Produkte zu kaufen, die als Bio und regional gelten. Es ist nicht falsch, darauf hinzuweisen, aber die Formulierungen im Buch haben einen sehr belehrenden und fordernden Beigeschmack (z. B.: „Beim Kauf von Gemüse achten Sie auf Saisonware.“ S. 83).


Unglückliche/verwirrende Formulierungen

Das Buch beinhaltet immer wieder Formulierungen, die mich im ersten Augenblick haben stutzen lassen, weil sie falsch klangen. Bei genauerem Nachdenken ist mir aufgefallen, dass dies nicht stimmt, aber dieser Erkenntnisprozess erfordert Vorwissen, was nicht zu einem Buch für den Einstieg passt.


Auf S. 12 sagt die Autorin „… (selbst bei ca. 10 Mäusen am Tag ergibt der Mageninhalt der winzigen Mäusemägen nur etwa einen Teelöffel unverdaute Nahrung)“. Es ist insofern korrekt, dass die Nahrung der Mäuse nicht vollständig verdaut ist. Sie ist jedoch auch nicht unverdaut, da Mäuse – wie wir Menschen – mittels Amylase bereits mit der Vorverdauung im Maul beginnen.


Ebenfalls wird erwähnt, dass nicht zu fetthaltig gefüttert werden sollte. „Hat die Katze also ein größeres Angebot an Fett als sie verwerten kann, kommt es zu Übergewicht“. Das kann gelegentlich stimmen, doch für gewöhnlich hören Katzen einfach auf zu fressen, wenn der Fettbedarf gedeckt ist. Es ist dennoch richtig, dass das Futter nicht zu fett sein sollte (wobei der Bedarf sehr individuell ist, manche Katzen benötigen weit größere Mengen als andere), weil mit dem Einstellen des Fressens auch die restlichen Nährstoffe nicht mehr aufgenommen werden.


Auf S. 93 spricht die Autorin an, dass das gekaufte Fleisch nicht der Zusammensetzung der Maus entspricht und führt daraufhin als Beispiel ausgerechnet Taurin an, das zugesetzt werden muss. Das ist nicht falsch, aber tatsächlich ist der wichtigste Fokus eigentlich Calcium, gefolgt von Taurin.


Ebenso verwirrend ist die Formulierung auf S. 105 im Zusammenhang mit Magnesium. „Bei nierenkranken Katzen sollte die Magnesiummenge auf ein absolutes Minimum herunter gefahren werden und in keinem Fall zusätzliches Magnesium supplementiert werden. Es steht im Verdacht Struvitsteine zu begünstigen“.

Ich vermute, dass die Autorin hier zwei Aspekte in einem Absatz zusammengeführt hat, einmal die Nierenerkrankung und einmal die Struvitsteine. Es liest sich aber, als gehöre beides zusammen und das tut es nicht.


Im Abschnitt der Futterberechnungen verkompliziert die Autorin meiner Ansicht nach. Sie beginnt mit der benötigten Gesamtfleischmenge, rechnet sie auf eine Tagesration herunter, berechnet dafür die Supplemente, um diese dann wieder auf die Gesamttagesmenge hochzurechnen. Mich hat es anfangs sehr verwirrt und ich musste die Stelle mehrfach lesen, bis ich erkannt habe, dass es keinen Rechenfehler gibt, sondern es sich einfach nur um eine verkomplizierte Darstellung handelt. (S. 115 ff.)


Ebenfalls merkt die Autorin an, dass man erst mit einem Tool berechnen sollte, wenn man Rezepte per Hand berechnet hat. Das ist nicht nötig, wenn ich auch den gedanklichen Ansatz dahinter als positiv empfinde. Durch das Berechnen per Hand lassen sich die Zusammenhänge oft besser verstehen. Ich denke aber, es ist ausreichend, die Zusammenhänge theoretisch nachzuvollziehen und dann auch ohne händische Berechnung Rezepte mit einem Berechnungstool zu erstellen. (S. 127)


Falsche Aussagen

Bereits auf S. 13 steht: „Mit der Rohfütterung wird dem Zahnstein rechtzeitig vorgebeugt“. Das stimmt leider nicht. Es kann funktionieren, aber vorrangig hängt die Zahnsteinbildung mit Veranlagung zusammen.


Ebenfalls findet sich auf S. 14 eine Falschaussage: „Wäre das Katzenfertigfutter die optimale und ausgewogenste Ernährung für unsere Katze, so müssten alle Katzenfuttersorten identisch sein“. Keine Maus gleicht der anderen. Zusätzlich ernähren Katzen sich nicht nur von Mäusen, nicht nur von einer Art Maus. Das sorgt für Abwechslung und genau diese wird mit verschiedenen Fertigfuttermarken und -sorten erzeugt. Dasselbe gilt bei der Rohfütterung, wo ebenfalls nicht dauerhaft nur mit einer Sorte Fleisch und einer festen Supplementierung ernährt wird.


Auf S. 18/19 steht: „Wobei wir beim Thema „Ausgewogenheit“ wären. Entgegen der allgemein verbreiteten Meinung, jede Mahlzeit müsste ausgewogen von ihrem Gehalt an Nährstoffen sein, wie es die Fertigfuttermittel angeblich sind, muss die Ernährung der Katze über einen längeren Zeitraum hinweg ausgewogen sein“. Das gilt für Hunde, aber nicht für Katzen. Es gibt fettlösliche Vitamine, für die das möglich ist, aber alle anderen Nährstoffe müssen für Katzen immer in jeder Mahlzeit ausgewogen sein. So etwas in ein Buch für den Einstieg in die Rohfütterung bei Katzen zu schreiben, ist absolut falsch.


Auf S. 28 sagt die Autorin, dass eine Überversorgung nicht auftritt, da das überschüssige Taurin ausgeschieden wird. Im Grunde revidiert sie diese Aussage insofern auf S. 143, als sie darauf hinweist, dass bei der Herzerkrankung HCM nur der absolute Mindestbedarf gegeben werden sollte. Diese Relativierung wäre bereits auf S. 28 nötig, denn der Umfang der Informationen ist für Einsteiger_innen überwältigend. Hinzu kommt, dass keinerlei Nährstoffe unnötig zu viel gegeben werden sollten, selbst wenn sie ausgeschieden werden. Sie müssen dafür die Organe passieren und unnötiger Verschleiß ist einer langen Lebenszeit unserer Katzen nicht zuträglich.

Und es ist außerdem bislang nicht erwiesen, ob eine zu hohe Zufuhr an Taurin Herzerkrankungen wie HCM nicht begünstigt.


Bezüglich eines verschobenen Calcium-Phosphat-Verhältnisses erwähnt die Autorin auf S. 32, dass dies zu Erkrankungen am Bewegungsapparat führt. Das kann eintreten. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass vorher die Nieren der Katze dauerhaft geschädigt werden. Dies wird leider überhaupt nicht erwähnt. Ausnahmen stellen Kitten dar, bei denen tatsächlich eher die Skelettschäden auffallen können, aber auch für deren Nieren ist die Verschiebung ein großes Problem.


Angeblich lässt sich der Eisenbedarf durch die Fütterung von Leber und Milz decken (S. 34). Grundsätzlich liefern beide Organe Eisen. Allerdings wird die Menge an Leber, die verfüttert werden kann, durch deren Vit.-A-Gehalt reguliert.

Anschließend erwähnt die Autorin auch Blut zur Eisenbedarfsdeckung, das einfach an erster Stelle gehört hätte.


Die Verfütterung von Hausschwein wird explizit abgelehnt (S. 49 u. 74). Die Ausrottung des Aujeszky-Virus‘ im Hausschweinbestand in Deutschland erwähnt die Autorin zwar, sagt anschließend aber auch, dass die Kontrollen nicht unbedingt sorgfältig durchgeführt werden, da das Virus für den Menschen ungefährlich ist. Das stimmt insofern nicht, dass die Bauern sehr gründlich darauf achten, weil es sie ihren gesamten Schweinebestand kostet, sollte ein einziges Tier infiziert sein.


Auf S. 58 bezeichnet die Autorin Hühnerhälse und -flügel als „ausgezeichnete Kalziumquellen“. Später sagt sie dann: „Leider liegen keine genauen Analysewerte von Hühnerhälsen und Hühnerflügeln mit Knochen vor“ (S. 101). Wieso sie sie dann für ausgezeichnete Kalziumquellen hält, ohne den Ca-Gehalt zu kennen, entzieht sich mir.


Viele der auf den S. 83 – 86 genannten Gemüsesorten sind ungeeignet (Eisbergsalat, Pak Choi, Rübstiel sowie viele Rübenarten zählen zum Kohl und sind daher nicht geeignet, Rhabarber und Mangold enthalten viel Oxalsäure und sollten ebenfalls nicht verfüttert werden, [Danke an SiRu für die Informationen dazu]).


„Da das Fleisch nicht mehr frisch ist, fehlen ihm Mineralstoffe und Vitamine“, so steht es auf S. 93. Selbst wenn Fleisch Teile der Nährstoffe verlieren kann (Taurin verliert sich beispielsweise je feiner die Konsistenz ist, d. h. dass Gewolftes mehr Taurin verliert als grob Stückiges), fehlen dem Fleisch selbst ganz frisch Nährstoffe, um als Barf zu gelten. Denn die Beutetiere bestehen nicht nur aus Fleisch und diese fehlenden Nährstoffe ergänzen wir beim Barfen.


Auf S. 107 geht die Autorin auch auf Komplett- bzw. Teilkomplettsupplemente ein. Dort findet sich unter anderem easy B.a.r.F.. Es steht geschrieben: „Zusätzlich zu easy B.a.r.F. sollten Sie Leber (5%) verfüttern …“. Tatsächlich ist easy B.a.r.F. aber mit einem kleinen Teil Vit. A versehen und muss nicht zwingend mit Leber verwendet werden, es besteht aber die Möglichkeit. Hinzu kommt, dass es heutzutage drei verschiedene Versionen des Produkts gibt, easy B.a.r.F. basic müsste dem im Buch erwähnten entsprechen. Generell empfiehlt es sich immer, sich an die Packungsbeilage des jeweiligen Produkts zu halten, da diese sich über die Jahre auch verändern können.


Bei der Berechnung auf S. 112 spricht die Autorin die Aktivität an. Die Darstellung dort erinnert sehr stark an den db Kalkulator. Dessen Aktivitätslevel hat allerdings nichts mit der körperlichen Aktivität der Katze zu tun, sondern mit der Verfressenheit. Dies wird in dem Abschnitt allerdings nicht erwähnt.


Eine Seite später behauptet die Autorin, dass es nicht möglich ist, dass Futter längere Zeit stehen zu lassen, damit die Katzen sich bedienen können, wann sie wollen: „Dies ist mit der Rohfütterung nicht möglich, da rohes Fleisch, bleibt es längere Zeit im Napf, unappetitlich für die Katze wird“. Tatsächlich hält sich Barf länger als Dosenfutter.


Im Zusammenhang mit der Zubereitung wird auf S. 130 davon gesprochen, dass Messlöffel Verwendung finden können. Nein, es braucht zwingend eine Feinwaage für die langfristige Anwendung, Messlöffel sind zu ungenau.

Ebenso sagt die Autorin auf S. 134, dass die Supplemente am besten frisch zum Fleisch hinzugegeben werden sollten. Da das Abwiegen bei kleinen Mengen schwierig ist, sollte man am besten vorher schon für die geplante Menge (für beispielsweise ein bis zwei Wochen) die Supplemente berechnen, abwiegen und dann „jeden Tag z.B. etwa 1 Löffelspitze“ an die Katze geben. Das ist absolut ungenau und sollte keineswegs so gehandhabt werden. Wenn auf eine solche Praxis zurückgegriffen werden muss (z. B. weil die Katze nur frisch supplementiert frisst), dann muss die benötigte Menge dieser Supplementenmischung mit der Feinwaage für die zu verfütternde Fleischmenge abgewogen werden.


Auf S. 146 spricht die Autorin die 20-%-Regel an. Ich gehe davon aus, dass dies dem Erscheinungsdatum des Buches zuzuschreiben ist und in einer aktuellen Version nicht mehr Erwähnung fände. Ich möchte hier dennoch erwähnen, dass 20 % unsupplementiertes Fleisch nicht durch 80 % Dosenfutter ausgeglichen werden können.

Ebenso steht auf derselben Seite folgender Hinweis: „Übersteigt die Rohfuttermenge 20% sollte zusätzlich supplementiert werden. Die Berechnung ist allerdings nicht einfach und richtet sich nach dem Gehalt an Nährstoffen, Mineralien, Vitaminen und Zusätzen im Fertigfutter sowie dem Gehalt des Fleisches“. Das stimmt keinesfalls. Abgesehen von der bereits eben erwähnten fehlerhaften 20-%-Angabe, richtet sich die Berechnung aller Supplemente nur nach dem Fleisch. Das Fertigfutter ist in sich ausgewogenes Futter, das Fleisch wird allein auf seiner Basis und den zugrunde gelegten Bedarfswerten ebenfalls zu einem ausgewogenen Rohfutter verarbeitet. Wie Barf ohne zusätzliche Fertigfütterung auch.


Fazit:


Ich kann dieses Buch keinesfalls empfehlen.

Abgesehen von einer großen Anzahl an Falschaussagen (hier in der Rezension finden sich Teile, aber nicht alle, die ich notiert habe, denn ich denke auch mit den hier aufgeführten Anmerkungen zeigt sich die Fehleranzahl in dem Buch), ist es teils verwirrend formuliert, was es gerade für Einsteiger_innen nicht einfacher macht, die Thematik zu verstehen. Die wenigen positiven Aspekte reißen die auffälligen Fehler einfach nicht raus.


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